Flucht vor dem Galgen - 1957 (DVD+R uncut)

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Ein allgemeines Bild

Die Western von Ray Nazarro waren nie die Besten, aber auch nie die Schlechtesten.
Routiniert, wenn auch leidenschaftslos runtergedreht, bieten sie, manchmal mit spürbar erhöhtem
Budget, genretypische Unterhaltung auf mittlerem Niveau. Nachmittags-Western, die bis vor
einigen Jahren noch im TV ausgestrahlt wurden und ggw. DVD-Veröffentlichungen erleben.
Dieser Regisseur hat seine Spuren hinterlassen.

„Flucht vor dem Galgen“, 1957 mit knackigen 65 Minuten für MGM hergestellt, fällt deutlich aus
dem Rahmen der üblichen Nazarro-Filme heraus. Dieser Western ist kein Cowboy-Film für kleine
Buben, sondern richtet sich gezielt an ein gereiftes Publikum, obwohl der Anfang nichts Gutes vermuten läßt:
Ein primitiver Galgen in C-Kulisse, eine untypischerweise weibliche Stimme, die eine
Einführung spricht und ein Chuck Connors (Westlich von Santa Fe) im Priestergewand …. au au!
Schon in einer der nächsten Einstellungen, als „der alte Beldon“ (John Litel) seinen ersten Text hat,
gewinnt der Streifen an Niveau. Die harten, prägnanten Ausführungen würden auch in einen Gangsterfilm jener Tage passen.

Es entwickelt sich jetzt so etwas wie ein Western-noir, mit schönen Genreaufnahmen in
Cinemascope. Meiner Meinung nach hat man sich wegen des düsteren Grundmotivs bewußt
für eine Inszenierung in schwarzweiß entschieden hat.

Die Story geht absolut zügig voran, enthält alles was notwendig ist und nichts, was überflüssig wäre.
Dadurch kommt der sehr kampfbetonte und auf Geschwindigkeit angelegte Film, der immer mit
ansprechenden Bildern versehen ist, mit 65 Minuten aus; egal ob Actionsequenzen oder Dialoge – spannend ist er immer.

Lediglich gegen Ende schwächelt der Streifen etwas. Die Auflösung des Mordfalls ist zu glatt, ebenso
der plötzliche Gesinnungswandel des alten Beldon. Die Szenerie wechselt in Studiokulisse, die aber
zu diesem Zeitpunkt durch die finale Spannung ausgeglichen wird. Es endet – ganz klassisch - mit
einem Showdown auf der Mainstreet.

Hauptdarsteller Rory Calhoun ist für mich neben Randolph Scott und Audie Murphy der Dritte im
Bunde der B-Western-Stars. Das einige seiner Filme nicht überzeugen, liegt nicht an seinen
darstellerischen Fähigkeiten, sondern an einer schlechten Story oder einem Low-Budget.
Mit seinen besseren Filmen („Auf der Spur des Todes“, „Duell in Socorro“ oder „Der neue Sheriff“)
hat er klar unter Beweis gestellt, daß er in der Liga der o.g. Schauspieler mithalten kann.

Ich denke, daß „Flucht vor dem Galgen“ wegen seiner kurzen Laufzeit zu Unrecht unterschätzt wird.
Dieser kleine Qualitätswestern eignet sich hervorragend als „Absacker“ am späten Abend.

Nazarro und Calhoun drehten zusammen auch den Film „Apache Territory“ (nicht zu verwechseln mit
„Apache Uprising“), ein ebenfalls gehobener B-Western, der unverständlicherweise noch nicht auf
DVD erschienen ist.
(Bild für) elmetallo
Eingereicht am: 09.04.2020

Verfasser: elmetallo
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